Closing-Ritual als Familienerlebnis

Die Closing-Hülle gleicht einem Kokon

Ich habe schon immer daran gedacht, meine Jungs sanft in die Tücher zu wickeln. Aber aus irgendeinem Grund bemerkte ich bei diesen Gedanken einen inneren Widerstand und fragte mich vor allem: „Ist das nicht zu spirituell für sie?” Doch neulich habe ich ein Closing zu Hause geben dürfen. Das wunderbare an einem Closing Ritual ist ja, dass es immer anders und deshalb so individuell ist. Das zeigt sich vor allem im Gespräch nach dem Closing, wenn Raum ist, um Erlebtes zu teilen. Genau wie dieses einzigartige Erleben ist der Kokon, der beim Auswickeln der Frau entsteht und wie ein gehäutete Schlangenhaut übrig bleibt. Ich stelle es mir immer so vor, als würde sich eine Raupe verpuppen, innere Prozesse durchlaufen und schließlich als ein wunderschöner Schmetterling schlüpfen. Das ist für mich persönlich der Closing-Prozess.

Gemeinsam blicken wir dann auf den Kokon, der zurückbleibt und diese „Closing-Hülle” ist ebenfalls immer anders. Der Abdruck des Körpers der Frau, die Größe, aber auch in welcher Abfolge die Tücher gelegt sind, wie viele man verwendet und wie die Frau letzten Endes auch „schlüpft” haben Einfluss auf den Abdruck. Er hinterlässt ein Gefühl des Neugeboren seins und zaubert den Frauen immer ein Lächeln ins Gesicht. Deshalb fotografiere ich ihn auch immer als Erinnerung.


Kinder einwickeln

Weil ich es nicht geschafft hatte aufzuräumen und die Jungs dann wieder zu Hause waren, lag eben diese Closing-Hülle aus Tüchern noch auf dem Boden. Ganz intuitiv legte sich mein Mittlerer (9 Jahre) sofort auf die Tücher und sagte zu mir: „Mama, wickel mich ein.” So machte ich genau das, was ich besonders gut kann. Ich wickelte den mir so klein vorkommenden Körper in die Tücher. Man merkte, wie viel Bewegung in diesem Körper steckt und welchen Drang er auch im eingewickelten Zustand verspürte, sich zu bewegen. Er blieb dann aber sogar eine Weile so liegen, bevor er wieder ausgewickelt werden wollte. Sanft gab ich seinen Körper wieder frei. Er blickte mich an und dann lag er mir in den Armen und erzählte, dass er es total entspannend fand. „Ich gebe dir dafür 100 von 100 Sternen.”, sagte er begeistert. Ich war so dankbar in diesem Moment und eine Welle der Liebe durchflutete mich.

Ich vergebe 100 von 100 Sternen.
— 9 Jähriger

Doch damit war noch lange nicht Schluss. Denn natürlich hatte der Jüngste (4 Jahre) von mir schon durch die Tür geluschert und fragte, was wir da machen. Ich erklärte es ihm und auch er legte sich wie von selbst auf die Tücher. Hier war es eher ein zudecken als ein einwickeln, aber auch er hat es tierisch genossen. Alles in allem, war er aber doch schnell damit fertig und wollte dann auch zügig wieder aus seinem Kokon schlüpfen. Fröhlich flog er als Schmetterling mit zwei imaginären Flügeln durch die Wohnung davon.

Ich dachte mir, wenn das so gut ankommt, frage ich doch meinen Ältesten (12 Jahre), ob er nicht auch Lust hat ein Closing zu empfangen. Auch er legte sich bereitwillig auf die Tücher. Ich habe ihm den Kopf massiert und diesen dann schließlich sanft in ein Tuch von mir gewickelt. Anschließend habe ich, wie bei einem echten Closing, Schicht für Schicht um ihn geschlungen, bis er am Ende wie eine Mumie dalag. Mein Mittlerer verfolgte alles mit großer Aufmerksamkeit und fragte das eine oder andere zur Technik. Als ich fertig war, saßen wir zwei gemeinsam dann kurz in Stille um den Ältesten herum und haben den Raum für ihn gehalten. Völlig regungslos lag er da und mein Mittlerer sagte im Anschluss: „Ich hatte auch ein bisschen Angst um ihn. Er sah so tot aus!” Und auch das ist ein Closing. Manchmal darf ein Stück von uns auch gehen, bevor wir noch einmal neu geboren werden. Mein Ältester hat nicht teilen wollen, was ihm begegnet ist, aber auch er war total begeistert und meinte „wie entspannt er jetzt sei!”.

Ich wickel zum allerersten Mal einen Mann in die Tücher

Witziger Weise war dann auch mein Mann an der Reihe. Ich habe noch nie zuvor ein männliches Wesen eingewickelt und so war das für mich auch eine ganz neue Erfahrung. Allein die Körpergröße und das Gewicht unterscheiden sich deutlich. Man hält viel mehr, als bei Frauen und wickelt auch anders. Natürlich sind auch andere Bereiche des Körpers sensibler, auf die man besonders achtet und dort nicht zu fest wickelt. Das war sehr spannend für mich zu erfahren. Großartig war auch, dass er sich völlig hingegeben konnte und beim Wickeln des dritten Tuchs eingeschlafen ist. Ich habe dann meine drei Jungs dazu gerufen und wir haben uns den schlafenden Papa angesehen.

Das hat dann auch dazu geführt, dass mir der Mittlere und auch der Jüngste beim Auswickeln assistiert haben. So wunderbar zu sehen, dass sie nun selbst erste Erfahrungen mit dieser Technik sammeln wollten. Als wir meinen Mann dann doch recht schnell wieder ins Hier und Jetzt zurückgeholt hatten, wollte mein Mittlerer unbedingt mich einwickeln. Als Gebende komme ich sehr selten in den Genuss, selbst eingewickelt zu werden. Deshalb war es für mich ein doppelt schönes und berührendes Erlebnis. Als ich dann so eingewickelt auf dem Boden gelegen habe, ist mein Mittlerer seines Weges gezogen und so wurde ich liebevoll „vergessen”. Deshalb hatte auch ich ausreichend Zeit, diesen eingewickelten Zustand zu genießen.

Jeden Tag ein Closing für die Familie?!

Abschließend erzählte ich meinen Jungs, dass zum Closing eigentlich noch eine Massage und ein Fußbad dazugehören. In diesem Moment haben sie große Augen bekommen und gemeint: „Okay, Mama. Lass die Tücher bis morgen liegen. Dann nehmen wir das komplette Programm.”

Und so liegen die Tücher immer noch auf dem Boden und warten darauf, heute Abend wieder zum Einsatz zu kommen. Unglaublich, das Closing als Familienerlebnis durchlebt zu haben. Mit ein paar Anpassungen und keinen Erwartungen kann es zu einem Schatz werden, den man für immer mit seinen Liebsten teilt. Ich spüre tiefe Dankbarkeit und bin total beseelt.


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