Geburtsbericht - Selbstbestimmte Hypnobirthing Geburt in einer Klinik

Credit: Daria Flack

Credit: Daria Flack

Eine Geburt ist ein einzigartiges Erlebnis. Jede Geburt ist individuell und besonders. Wir möchten euch aufzeigen, wie Geburten sein können. Unperfekt, perfekt. Einfach so wie sie sind. Familien berichten ihr Erleben.

Diese Geburt fand im Sommer 2021 statt.

Text: Shakira Jimenez, @call_me_shaq_, DEINE KOSMISCHE GEBURT Hypnobirthing Kursteilnehmerin der Gebärmütter, Bilder: Daria Flack


Geburtsbeginn

Ein sonniger Samstag. Ich bin in der 40. Schwangerschaftswoche und der Inbegriff einer höchst genervten Schwangeren. Sie wird niemals rauskommen. Sie wird mich so lange ärgern wie möglich und ich bin ganz sicher, dass ich übertragen werde, denke ich.

An diesem Samstag gehen wir also frühstücken. Kerl, Kleinkind und ich. Wir verpassen den Bus und ich werde hangry und beschließe, dass wir ins Café laufen. Dort angekommen kann das Kind in mir nicht aufhören zu treten und das Kind neben mir nicht aufhören meinen Bauch anzufassen. Beide tragen zu meiner schlechten Laune bei. Als Reaktion darauf wird der Bauch ständig hart und teilweise muss ich aufstehen, um mein wohlverdientes Brötchen zu essen.

Immer wieder muss ich dem Kleinkind untersagen den harten Bauch anzufassen und fühle mich gestresst. Wir beschließen daher ein Spielplatz aufzusuchen, wo Kind und Kerl spielen und ich für mich sein kann. Noch immer wird der Bauch hart, aber dass es losgehen könnte, kam mir nicht in den Sinn.

Um 14 Uhr, nachdem wir in einem weiteren Café noch eine Kleinigkeit gegessen hatten, gingen wir nachhause und ich fing heimlich an die Regelmäßigkeit der Wellen mit einem Wehentracker aufzuzeichnen. Zunächst alle 15, kamen die Wellen im Laufe des Nachmittags schließlich alle 10-7 Minuten und ich sagte meinem Freund, dass ich scheinbar Übungswehen hatte. Um mich zu entspannen stieg ich in die Badewanne und machte Musik an. Das MTV Unplugged Album von Cro. Unerwarteterweise blieben die Wellen jedoch nicht aus, sondern verstärken sich im Wasser sogar, sodass ich meine Hebamme per Nachricht frage, ob dies sehr regelmäßige Übungswellen sein können. Sie antwortet: organisier das Kind weg und warte ab, was passiert.

Eine Geburt kann tatsächlich selbstbestimmt und schmerzarm sein.
— Shakira Jimenez


Die Geburt - Teil 1

Ich informiere also meine beste Freundin, die um 19 Uhr in unsere Wohnung kommt, um sich um die dreijährige zu kümmern und der Kerl und ich nehmen uns samt Tasche ein Taxi in die Klinik. Schon längst sagt der Wellentracker, dass es Zeit sei aufzubrechen, denn die Wellen kommen im Abstand von 2-3 Minuten; ich spüre sie aber noch nicht sehr intensiv oder schmerzhaft. Da es das zweite Kind ist, möchte ich trotzdem auf Nummer sicher gehen.

Um 19.30 Uhr im Kreißsaal angekommen, stellt die Ärztin allerdings fest, dass ich erst bei 1-2 cm bin. Wow, denke ich. Dieses Baby möchte mich wirklich ärgern. Es kommt ganz sicher nicht in dieser Nacht und die Wellen verabschieden sich auch sicher gleich. Die diensthabende Hebamme trägt noch zu meinem Unmut bei. Denn sie lobt in einer Tour die Art wie ich die Wellen veratme, wie ich mich bewege, meine Kleidung und stellt Pausenlos Fragen zu meiner Herkunft und meiner Hautfarbe. All diese Äußerungen bringen mich durcheinander, obwohl sie mich wahrscheinlich nur in meinem Tun bestärken sollten. Doch als sie anfängt darüber zu lästern, wie hässlich angezogen andere Gebärende in den Kreißsaal kommen (ich meine, wtf, ich komme zum gebären und habe womöglich schon so starke Schmerzen, dass es um das Wohlsein und das Wohlbefinden von Gebärende und Kind und nicht darum gehen sollte, ob sie auf das Cover eines Modemagazins passt!). Als sie dann immer wieder meine Hautfarbe thematisiert und erzählt, dass sie nicht aufhören könne mich anzuschauen, komme ich endgültig aus dem Gleichgewicht und vergesse ruhig zu atmen. Ich fühle mich unwohl und bin genervt.

Das kann ja was werden, sage ich zu mir. Und zu meinem Freund sage ich: diese Frau soll mich in Ruhe lassen! Sie bringt mich durcheinander und äußert sich rassistisch. Innerlich gebe ich den Wunsch nach einer selbstbestimmten Geburt, in der ich ganz bei mir sein kann, auf. Dabei haben wir uns wochenlang mit Hypnobirthing auf dieses Ereignis vorbereitet. Anker gesetzt, verschiedene Atmungen ausprobiert, positive Affirmationen angehört und verinnerlicht. Und uns als Paar respektvoll und ehrlich mit der Geburt und unseren Gefühlen auseinander gesetzt. Ich wünschte mit, dass das nicht alles umsonst gewesen sein würde.

Credit: Daria Flack

Credit: Daria Flack

Teil 2

Es ist 22 Uhr. Schichtwechsel. Die Hebamme kommt in den Kreißsaal und verabschiedet sich von uns. Nun würden andere übernehmen, sagt sie und ich hege die Hoffnung, dass wir besser zueinander passen oder sie mich zumindest in Ruhe lassen. Und in der Tat: kurze Zeit später stellen sich die allerbesten Hebamme und Hebammenschülerin der Welt vor. Wir erklären, dass wir uns mit Hypnobirthing vorbereitet haben und so wenig Intervention wie möglich wünschen. Sie reagieren sehr positiv und bestärken uns in unserem Wunsch. Mein Kerl und ich bleiben alleine zurück und wir beginnen uns in dem schönen Kreißsaal einzurichten.


Wir dämmen das Licht, machen Musik und abwechselnd Hypnosen an, kommen runter und ich finde wieder in meinen Flow. Wir können für uns sein und ich atme tief und ruhig ein und aus während ich in Bewegung bleibe. Nur auf Wunsch kommen die Hebammen und untersuchen mich oder schreiben CTG. Gegen 1 Uhr morgens allerdings werden die Wellen dann ganz schön intensiv und ich bitte um Begleitung. Zu diesem Zeitpunkt ist der Muttermund 5 cm geöffnet.

Der Druck am Rücken fühlt sich an wie eine Naturgewalt und mein Freund muss sich mit seiner ganzen Kraft dagegenstemmen, um mir zumindest ein bisschen Linderung zu verschaffen. Die Hebammen bieten mir ein Kirschkernkissen für den Rücken und Buscopan an. Ich nehme beides dankend an - Hauptsache, es hilft oder beschleunigt die Geburt.

Um zwei Uhr morgens bitte ich erneut um eine Untersuchung des Muttermundes, weil ich nicht mehr gehen kann und hoffe, dass ich nur noch wenig Zeit durchhalten muss. Doch ich war lediglich bei 5-6cm und ich entscheide mich für eine PDA. Knapp eine dreiviertel Stunde später erscheint die Anästhesistin und legt mir endlich die gewünschte PDA. Recht schnell entspannt sich mein Körper. Ich liege auf dem großen Gebärbett, mein Kerl legt sich dazu und ich schaffe es sogar kurz zu schlafen.

Ich weiß intuitiv, was ich machen muss und spüre wie der Kopf der Kleinen sich seinen Weg bahnt.
— Shakira Jimenez

Das Baby kommt

Eine Stunde später kommt die Hebammenschülerin herein und fragt nach meinem Befinden. Ich spüre die Wellen unterschwellig und mir geht's gut, sage ich. Plötzlich spüre ich einen immensen Druck im Unterleib und die Fruchtblase platzt theatralisch mit einem hörbaren PLOPP. Direkt verspüre ich den starken Wunsch zu pressen und ich frage die Hebamme, ob ich meinen Körper da vertrauen kann. Sie schaut nach und gibt mir recht. Der Muttermund ist komplett geöffnet und ich spüre jede Welle sehr intensiv.

Ich weiß intuitiv, was ich machen muss und spüre wie der Kopf der Kleinen sich seinen Weg bahnt. Es ist Sonntag um 4:30 Uhr und ohne jegliche äußere Geburtsverletzungen begrüßen wir unsere wunderschöne Tochter Siena. Sie ist perfekt und wir sind sehr dankbar für die wertvolle und intime Vorbereitung sowie der Betreuung vor Ort in der Klinik.

Eine Geburt kann tatsächlich selbstbestimmt und schmerzarm sein.

Danke Inken & Katrin ❤


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